VON JEREMIAS RENNER
Spätestens gestern ist es durchgesickert. Der vor einigen Wochen bei Red Bull Leipzig zurückgetretene Alexander Zorniger wird Huub Stevens als Trainer des VfB Stuttgart beerben, wie die Stuttgarter Nachrichten vermeldeten. Die Frage ist nur, wann. Sollten die Roten auch ihr „Schicksalsspiel“ gegen Hertha BSC nicht gewinnen, dürfte es schon am Wochenende so weit sein. Bleibt Stevens bis Saisonende im Amt, wird Zorniger mit dem Projekt „Wiederaufbau“ betraut, sei es in der ersten oder in der zweiten Bundesliga. Was das soll, dass ein solch pikantes Detail jetzt rauskommt, direkt in der Vorbereitung auf ein so wichtiges Spiel? Mehr Druck auf Stevens? Das war wohl kaum mehr nötig. Ein Resultat von Unprofessionalität und ein Zeichen der Panik, die den Vorstand offenbar mittlerweile – durchaus zu Recht – ergriffen hat? Sicherlich. Vor allem jedoch schießt der VfB sich durch die zu früh herausgekommene Personalentscheidung ein ganz bitteres und unnötiges Eigentor: Sollte Stevens’ Truppe heute gegen Hertha gewinnen, würde das dem Trainer zunächst seinen Job retten. Für wie lange, ist ungewiss. Platz 18 würde bestehen bleiben, und nach dem Bekanntwerden der Personalie Zorniger kann in Bezug auf Stevens nicht einmal mehr Robin Dutt die Worte „Vertrauen“ oder „Rückhalt“ in den Mund nehmen, ohne sich dabei vor laufender Kamera auf die Lippe zu beißen. #Zusammenhalten? Pustekuchen.
Spätestens gestern ist es durchgesickert. Der vor einigen Wochen bei Red Bull Leipzig zurückgetretene Alexander Zorniger wird Huub Stevens als Trainer des VfB Stuttgart beerben, wie die Stuttgarter Nachrichten vermeldeten. Die Frage ist nur, wann. Sollten die Roten auch ihr „Schicksalsspiel“ gegen Hertha BSC nicht gewinnen, dürfte es schon am Wochenende so weit sein. Bleibt Stevens bis Saisonende im Amt, wird Zorniger mit dem Projekt „Wiederaufbau“ betraut, sei es in der ersten oder in der zweiten Bundesliga. Was das soll, dass ein solch pikantes Detail jetzt rauskommt, direkt in der Vorbereitung auf ein so wichtiges Spiel? Mehr Druck auf Stevens? Das war wohl kaum mehr nötig. Ein Resultat von Unprofessionalität und ein Zeichen der Panik, die den Vorstand offenbar mittlerweile – durchaus zu Recht – ergriffen hat? Sicherlich. Vor allem jedoch schießt der VfB sich durch die zu früh herausgekommene Personalentscheidung ein ganz bitteres und unnötiges Eigentor: Sollte Stevens’ Truppe heute gegen Hertha gewinnen, würde das dem Trainer zunächst seinen Job retten. Für wie lange, ist ungewiss. Platz 18 würde bestehen bleiben, und nach dem Bekanntwerden der Personalie Zorniger kann in Bezug auf Stevens nicht einmal mehr Robin Dutt die Worte „Vertrauen“ oder „Rückhalt“ in den Mund nehmen, ohne sich dabei vor laufender Kamera auf die Lippe zu beißen. #Zusammenhalten? Pustekuchen.
Dabei kann man Stevens nicht einmal einen großen Vorwurf
machen – der „Angsthasenfußball“, für den er teils heftige Kritik einstecken
musste, hatte einen Grund. Unter Vorgänger Armin Veh hatte der VfB einfach viel
zu viele Gegentore bekommen. Also bemühte Stevens sich darum, dass die berühmte
Null steht, was oft sogar gelang. Dass Fußballverhindern alleine nicht für den
Klassenerhalt reichen würde, ging dem Holländer wohl spätestens beim kläglichen
2:3 gegen den BVB auf, als er es mit 9 Defensivspielern in der Startelf
versuchte, und scheiterte. In Hannover dann ein klares Zeichen in Richtung
kontrollierte Offensive, und ein Spiel, das wenigstens ein bisschen Hoffnung
macht. Wer übrigens die totale Offensive fordert, kann sich ja gerne mal die
Rückrunde 13/14 des 1.FC Nürnberg zu Gemüte führen....
Mit Zorniger will der VfB nun offenbar noch mal einen
Versuch starten, der in den letzten Jahren bereits mehrmals schiefgegangen ist.
Ein junger, dynamischer, ein sogenannter „Konzepttrainer“, noch dazu aus Mutlangen
im Ostalbkreis, Muttersprache: schwäbisch. Und den Verein kennt er auch schon.
2009 arbeitete er unter Markus Babbel als Co-Trainer. Na, klingelt’s? Thomas Schneider?
Jens Keller? Schon mal gehört? Gleiche Vorraussetzungen, Erfolg? Negativ.
Keller bekam zu wenig Zeit, Schneider wirkte mit dem rauen Wind des
Abstiegskampfs klar überfordert. Beide gescheitert. Nun also Versuch Nummer drei
mit Zorniger. Dafür, dass es diesmal hinhauen könnte, spricht vor allen Dingen
eins: Zorniger hat, anders als Keller und Schneider damals, bereits andernorts
erfolgreich gearbeitet. Nämlich in Leipzig, wo er die Mannschaft von der
vierten in die zweite Liga führte – genau da hin also, wo der VfB nicht
hinwill... Und das ist auch gleich das
gefährlichste an dieser Personalie. „Der kennt die zweite Liga!“, raunt der
eine oder andere. Planen Dutt und Co. etwa schon für das Unterhaus? Das wäre
ein absolut falsches Zeichen. Sicher, den Abstieg hat im Moment wahrscheinlich
kein Verein so sehr verdient wie der VfB. Und immer wieder ist auch zu hören:
„die brauchen das einfach mal.“ In der zweiten Liga könne man mal in Ruhe
ausmisten und einen gewissen Selbstreinigungsprozess durchschreiten, um wie
Phoenix aus der Asche wieder triumphal in die Bundesliga zurückzukehren. Nein!
Oder, vielleicht! Vielleicht klappt das. Aber für einen Umbruch braucht man
keinen Abstieg. Das geht auch in Liga eins. Und dass man in der zweiten Liga
eben nichts in Ruhe aufbauen kann, mussten ehemalige Bundesligisten wie Bielefeld
(jetzt 3. Liga) oder Aachen (jetzt 4. Liga) schmerzvoll erfahren. Bei
BL-Gründungsmitglied 1860 München kann man auch mal nachfragen. Nach dem
überraschenden Abstieg 2004 kämpften die Löwen im Unterhaus gefühlt öfter um
den Klassenerhalt als um den Wiederaufstieg. Besserung nicht in Sicht. Die
zweite Liga ist gefährlich, und der VfB sollte sie um jeden Preis meiden. Heute
gegen Hertha ist nicht nur das Endspiel für Stevens. Es ist für den ganzen
Verein eins. Das erste von 11. Und das sollte man dann vor allem auf dem Platz
sehen.
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