Dienstag, 5. November 2013

Wie Phoenix aus der Asche

VON STEFAN MATERN:


Es waren Szenen purer Euphorie und Freude wie sich sonst nur beim Erreichen des Klassenerhalts oder beim Gewinn der Weltmeisterschaft abspielen.
Hunderte Fans stürmten den Platz des Estadio Vincente Calderón, den heiligen Rasen Atletico Madrids, um ihren neuen Stürmer-Star David Villa willkommen zu heißen. Über 20 000 Fans hatten den Weg ins Stadion gefunden, schlussendlich musste sogar die Polizei eingreifen und Villa in die sicheren Katakomben geleiten.

 Es sind gewiss Momente, die die neue Nummer 9 bei Reals Hauptstadtrivalen genießt und wertzuschätzen weiß, es sind jedoch auch Momente, die David Villa beinahe nie erlebt hätte.
Im Alter von neun Jahren hatte sich der 1,75m-große Stürmer den Oberschenkelknochen beim Fußball gebrochen, der leitende Arzt dachte über eine Amputation nach, verwarf den Gedanken aber schlussendlich und der junge Villa konnte nach einigen Monaten wieder Fußball spielen. 

Paradoxerweise hat gerade jene Ausfallzeit keinen geringen Anteil an der Beidfüßigkeit des Spaniers, hatte ihm doch sein Vater während der Leidenszeit unentwegt Bälle auf den linken Fuß zugespielt.
20 Jahre später widerfährt ihm, nach der Wundersaison in der Villa mit dem FC Barcelona jeden Titel außer den spanischen Pokal abgeräumt hatte, eine ähnlich schlimme Verletzung: Schienbeinbruch und über ein halbes Jahr Pause. Nach langwieriger Reha und schließlich gefeiertem Comeback, hatte der damalige 40-Millionen Mann der Katalanen jedoch nie wieder richtig Anschluss an die erste Elf gefunden. Und das obwohl sich seine Leistungsdaten mit 10 Toren und 5 Vorlagen in 28 Spielen alles andere als schlecht lesen. 

Doch der Glanz des mittlerweile 31-jährigen, der seinen ersten Profivertrag bei Sporting Gijón unterschieben hatte, schien verblasst zu sein. Eine vage Erinnerung an die goldenen Zeiten vergangener Tage, eine Erinnerung die so überhaupt nichts mehr mit seinem großen Vorbild Luis Enruiqe, zu tun hatte, an dem er sich aber so gerne messen ließ. 
Bezeichnend hierfür war auch die Ablösesumme die beim Wechsel zu Atletico für den einstigen Finaltorschützen der Championsleague gezahlt worden war: 2,1 Millionen Euro. 38 Millionen Euro Differenz zur damaligen Ablösesumme die die Katalanen an den FC Valencia hatten blechen müssen. Himmelhoch jauchzend versus zu Tode betrübt. Und heute?

David Villa erlebt gerade, wie man so schön sagt, den zweiten Frühling seiner Karriere, atmet die zweite Luft und ist in Madrid eingeschlagen wie eine Bombe. Die hohen Erwartungen gepaart mit der Euphorie der Fans, haben ihn nicht verrückt werden lassen, nein sie haben ihn wohl besonders motiviert. Als Nachfolger für den für 60 Millionen Euro zum AS Monaco transferierten Falcao geholt, erzielte er in den bisherigen 12 Saisonspielen bereits 6 Treffer und gab dabei 3 Vorlagen. Das Zusammenspiel mit seinem Sturmpartner Diego Costa funktioniert ebenfalls, Villa ist angekommen. Die Zukunft könnte also schlechter aussehen, scheint auf Rosen gebettet zu sein.


Doch wenn David Villa eines gelernt hat, dann ist es den Moment zu genießen und im Hier und Jetzt zu leben. Er hat, wie wenige andere, die Schnelllebigkeit des modernen Fußballgeschäfts mit voller Breitseite zu spüren bekommen und wagt nun mit 31 Jahren einen Neustart. Ein Neustart der bisher wirkt, als wäre er vorherbestimmt, als wäre der Phoenix aus der Asche empor gestiegen um die gegnerischen Verteidiger schwindelig zu spielen und Torhüter verzweifeln zu lassen. Ein Neustart auch, der Villas Willen und seine Fähigkeit zu leiden würdigt. Ein Neustart der hoffentlich ein gutes Ende findet. 
Zu gönnen wäre es ihm. So wie damals. 

1 Kommentar:

  1. Schöner Artikel über einen Top-Stürmer.
    Falls ihr Interesse an einem Artikel über Aaron Ramsey habt:
    http://tianafc.wordpress.com/

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